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Wie lernen Hunde? Trainingstipps

Lernverhalten von Hunden: Was wirklich zähl

Hunde lernen ständig – ob bewusst oder unbewusst, im Alltag oder im Training. Aber warum lernen Hunde überhaupt? Die Antwort ist einfach: Hunde, wie alle Lebewesen, lernen, um ihren Zustand zu verbessern oder sich an veränderte Bedingungen anzupassen. Alles andere wäre pure Energieverschwendung. Dein Hund wird also nur dann neues Verhalten zeigen, wenn es für ihn einen Nutzen hat.

Die Frage ist: Was motiviert dein Hund?

Die Motivation deines Hundes spielt eine zentrale Rolle beim Lernen. Es gibt drei grundlegende Arten der Motivation:

  1. Primärmotivation: Diese Art der Motivation ist für deinen Hund von Natur aus belohnend, wie z.B. Futter oder Wasser. Dein Hund weiss sofort, dass er etwas Positives davon hat.
  2. Sekundärmotivation: Hier muss dein Hund erst lernen, dass etwas eine Belohnung ist. Ein gutes Beispiel dafür ist der Clicker im Training. An sich ist der Clicker bedeutungslos, aber dein Hund lernt durch Wiederholungen, dass das Klicken eine Belohnung ankündigt.
  3. Meidemotivation: Diese Form der Motivation basiert auf der Vermeidung negativer Konsequenzen. Dein Hund zeigt oder unterlässt ein Verhalten, um unangenehme Erfahrungen, wie Angst oder Schmerz, zu vermeiden (z.B. Schläge, harsche Kommandos).

Wichtig: Die Motivation kann je nach Situation variieren. Ein satter Hund hat z.B. wenig Interesse an Futterbelohnungen. Es ist entscheidend, dass du herausfindest, was deinen Hund in verschiedenen Situationen am meisten motiviert.

Wie lernt dein Hund am effektivsten?

Hunde lernen durch Assoziation. Sie verknüpfen Dinge, die kurz nacheinander geschehen, miteinander. Der zeitliche Abstand muss dabei extrem kurz sein – zwischen 0,5 und 2 Sekunden. Deshalb ist das Timing im Training entscheidend.

Grundsätzlich arbeiten wir im Hundetraining mit zwei Arten der Konditionierung:

  1. Klassische Konditionierung
    Dies betrifft die Reflexe und Emotionen deines Hundes. Ein Beispiel: Wenn dein Hund das Geräusch der Futtertüte hört und sofort sabbert, ist das klassische Konditionierung. Diese Form des Lernens passiert automatisch, oft ohne dein Zutun.
  2. Instrumentelle (oder operante) Konditionierung
    Hier geht es um das bewusste Formen des Verhaltens. Du kombinierst einen Reiz mit einer Reaktion und einem Verstärker (Belohnung) oder einer Strafe. Damit kannst du gezielt Verhalten beeinflussen.

Der Schlüssel: Verstärker und Strafen im Training

Verstärker und Strafen gibt es in zwei Varianten:

  • Positive Verstärkung: Du fügst etwas Angenehmes hinzu, wie z.B. ein Leckerli oder ein Lob.
  • Negative Verstärkung: Du entfernst etwas Unangenehmes, was deinem Hund Erleichterung bringt.
  • Positive Strafe: Etwas Unangenehmes wird hinzugefügt, z.B. ein strenges Kommando.
  • Negative Strafe: Du entziehst deinem Hund etwas Angenehmes, wie z.B. Aufmerksamkeit.

Die günstigste Kombination im Hundetraining ist die positive Verstärkung und die negative Strafe. Positive Strafen hingegen bergen das Risiko, die Beziehung zu deinem Hund zu belasten, da sie präzises Timing und Konsequenz erfordern und oft emotional belastend sind.

Wie sollte dein Training aussehen?

Ein gut strukturiertes Training ist der Schlüssel zu dauerhaftem Erfolg im Hundetraining. Indem du deinem Hund klar und konsistent erklärst, was du von ihm erwartest, wird er in der Lage sein, das gewünschte Verhalten zu verstehen und zuverlässig auszuführen. Der Trainingsablauf sollte in klaren Schritten aufgebaut werden, damit dein Hund schrittweise lernt und dabei motiviert bleibt.

  1. Verhalten erzeugen und verstärken:
    Der erste und wichtigste Schritt im Training ist, deinem Hund beizubringen, das gewünschte Verhalten überhaupt zu zeigen. Hierbei geht es darum, deinen Hund in die Lage zu versetzen, die richtige Reaktion zu zeigen, und dieses Verhalten sofort positiv zu verstärken. Die Verstärkung kann durch ein Leckerli, Lob, Streicheleinheiten oder ein Spiel erfolgen – je nachdem, was deinen Hund am meisten motiviert.
  2. Signal einführen: 
    Erst wenn dein Hund das Verhalten zuverlässig zeigt, ist es Zeit, das Signal einzuführen. Der Fehler, den viele Hundebesitzer machen, ist, zu früh ein Signal wie „Sitz“, „Platz“ oder „Decke“ zu geben, bevor der Hund wirklich versteht, was von ihm erwartet wird. Das Signal dient dazu, deinem Hund klar zu machen, dass er jetzt das Verhalten zeigen soll, das er zuvor durch positive Verstärkung gelernt hat.

Ein Beispiel: „Decke“-Kommando

Nehmen wir an, du möchtest deinem Hund beibringen, auf das Signal „Decke“ auf seine Decke zu gehen. Hier ist ein Beispiel, wie du dieses Verhalten Schritt für Schritt aufbaust:

  • Schritt 1: Verhalten erzeugen
    Beginne damit, deinen Hund mit einem Leckerli oder einem anderen Verstärker auf die Decke zu locken. Bewege das Leckerli so, dass dein Hund dir folgt und die Decke betritt. Sobald er auf der Decke steht oder sich hinlegt, belohne ihn sofort mit einem Leckerli und lobenden Worten. Wiederhole dies mehrmals, damit dein Hund versteht, dass das Betreten der Decke zu einer Belohnung führt.
  • Schritt 2: Verhalten festigen
    Übe das Verhalten so lange, bis dein Hund selbstständig auf die Decke geht, ohne dass du ihn stark anleiten musst. Das Ziel ist, dass er die Verknüpfung zwischen der Decke und der Belohnung versteht. Du kannst dabei auch variieren, wie du ihn auf die Decke lockst, zum Beispiel durch ein Handzeichen oder einfaches Hinzeigen auf die Decke.
  • Schritt 3: Signal einführen
    Sobald dein Hund zuverlässig auf die Decke geht, kannst du das Wort „Decke“ einführen. Wichtig ist, dass du das Signal erst gibst, kurz bevor er die Decke erreicht. In dem Moment, in dem er dabei ist, auf die Decke zu treten oder sich hinzulegen, sagst du ruhig und deutlich „Decke“ und belohnst ihn dann sofort, wenn er das Verhalten zeigt. Wiederhole dies viele Male, damit dein Hund die Verknüpfung zwischen dem Wort „Decke“ und der Handlung versteht.
  • Schritt 4: Auf Entfernung üben
    Nachdem dein Hund das „Decke“-Kommando zuverlässig auf kurze Distanz ausführt, kannst du den Schwierigkeitsgrad erhöhen, indem du das Signal auf grössere Distanz gibst. Rufe das Signal aus einer Entfernung, und wenn dein Hund sich auf die Decke begibt, belohne ihn grosszügig. So lernt er, dass das Signal unabhängig von der Entfernung oder Situation dasselbe bedeutet.

Warum ist der schrittweise Aufbau wichtig?

Der schrittweise Aufbau des Trainings ist entscheidend, um Verwirrung und Frustration zu vermeiden. Dein Hund lernt in kleinen Schritten, das gewünschte Verhalten zu verstehen und mit deinem Signal zu verknüpfen. Jeder Hund hat sein eigenes Lerntempo, daher ist es wichtig, dass du geduldig bist und deinem Hund genug Zeit gibst, die neuen Signale und Verhaltensweisen zu verinnerlichen.

Zusammengefasst sollte das Training folgendermaßen strukturiert sein:
  1. Verhalten erzeugen und belohnen: Dein Hund zeigt das Verhalten und erhält eine positive Verstärkung.
  2. Signal einführen: Sobald dein Hund das Verhalten zuverlässig zeigt, gibst du das Signal kurz vor der Reaktion.
  3. Verhalten festigen und variieren: Wiederhole das Training, variiere das Umfeld und die Entfernung, um das Verhalten zu generalisieren.

Mit dieser klaren Struktur und viel Geduld kannst du sicherstellen, dass dein Hund die gewünschten Verhaltensweisen zuverlässig erlernt und auf deine Signale reagiert.

Was tun, wenn es nicht klappt?

Es ist ganz normal, dass das Training nicht immer reibungslos verläuft. Selbst bei sorgfältiger Planung und geduldigem Üben können Herausforderungen auftreten. Hier sind einige häufige Gründe, warum das Training nicht den gewünschten Erfolg bringt:

  1. Falsches Timing bei der Signaleinführung
    Hunde lernen durch Assoziation, und der richtige Zeitpunkt ist entscheidend, damit sie die Verbindung zwischen einem Signal und der gewünschten Reaktion herstellen. Wenn das Signal zu früh oder zu spät gegeben wird, kann dein Hund die Assoziation möglicherweise nicht richtig verstehen. Um erfolgreich zu sein, sollte das Signal etwa 0,5 Sekunden vor der Reaktion gegeben werden. Prüfe also genau, ob du im richtigen Moment das Signal gibst, damit dein Hund das Verhalten korrekt mit dem Signal verknüpfen kann.
  2. Ablenkungen durch ein zu hohes Reizumfeld
    Hunde sind schnell abgelenkt – vor allem, wenn das Trainingsumfeld zu viele Reize bietet. Ob es andere Hunde, Menschen, Geräusche oder Gerüche sind: Wenn die Ablenkungen zu gross sind, fällt es deinem Hund schwer, sich auf das Training zu konzentrieren. Stelle sicher, dass du mit einem möglichst reizarmen Umfeld beginnst und das Training Schritt für Schritt auf anspruchsvollere Situationen überträgst. So lernt dein Hund, auch in herausfordernden Umgebungen auf dein Signal zu hören.
  3. Zu wenig Wiederholungen
    Training erfordert Geduld. Hunde lernen nicht über Nacht, sondern durch konsequente Wiederholungen. Oft sind 2000 bis 3000 Wiederholungen notwendig, bevor ein Verhalten wirklich sitzt. Wenn es also nicht klappt, könnte es schlichtweg daran liegen, dass du noch nicht genügend geübt hast. Denke daran, dass das Lernen ein Prozess ist – dein Hund braucht Zeit, um das Verhalten in verschiedenen Situationen zu verinnerlichen.
  4. Das Signal hat für deinen Hund bereits eine andere Bedeutung
    Manchmal verwenden wir Signale, die unser Hund bereits anders interpretiert hat. Vielleicht hast du ein bestimmtes Wort oder eine Geste unbewusst schon einmal in einem anderen Zusammenhang verwendet, sodass dein Hund sie mit etwas anderem verbindet. In diesem Fall könnte das Signal für ihn verwirrend sein. Überlege, ob du ein neues, eindeutiges Signal einführen solltest, das noch keine Bedeutung für deinen Hund hat.
  5. Dein Hund hat bereits gelernt, das Signal zu ignorieren
    Wenn ein Signal häufig gegeben wurde, ohne dass dein Hund darauf reagieren musste, könnte er gelernt haben, dass dieses Signal für ihn keine Konsequenzen hat. Das kann passieren, wenn du zum Beispiel wiederholt ein Kommando gibst („Sitz! Sitz! Sitz!“) und es dabei keine Belohnung oder Konsequenz gab. In diesem Fall musst du das Signal neu aufbauen, indem du sicherstellst, dass es jedes Mal eine klare, positive Verstärkung gibt, wenn dein Hund richtig reagiert.

Schwierige Reize und Trainingstipps

Hunde reagieren sehr unterschiedlich auf ihre Umwelt, und bestimmte Reize können für sie besonders herausfordernd sein. Um erfolgreiches Training aufzubauen, ist es wichtig, zunächst zu verstehen, welche Reize deinen Hund besonders ablenken oder stressen, und diese dann Schritt für Schritt in das Training zu integrieren.

Wie erkennst du schwierige Reize?

Jeder Hund hat individuelle Empfindlichkeiten. Manche Hunde reagieren besonders stark auf laute Geräusche, andere auf die Anwesenheit fremder Hunde oder Menschen. Es könnte sein, dass dein Hund bei fahrenden Autos aufgeregt wird oder dass ihn hektische Bewegungen oder plötzliche Geräusche aus der Ruhe bringen. Typische schwierige Reize können sein:

  • Andere Hunde, insbesondere wenn sie bellen oder frei laufen
  • Fremde Menschen, die sich deinem Hund nähern
  • Laute Geräusche wie Autos, Motorräder, Feuerwerk oder Gewitter
  • Bewegte Objekte wie Fahrräder oder Skateboards
  • Ungewohnte Umgebungen wie belebte Strassen, Märkte oder Parks

Um herauszufinden, welche Reize für deinen Hund am herausforderndsten sind, beobachte genau sein Verhalten in verschiedenen Situationen. Achte darauf, wann er besonders gestresst, ängstlich oder überdreht wirkt. Wenn du diese Reize identifiziert hast, kannst du sie nach ihrer Intensität und Schwierigkeit sortieren.

Die Reize nach Schwierigkeit nummerieren

Es ist hilfreich, eine Liste der Reize zu erstellen und diese in einer Reihenfolge von „einfach“ bis „schwierig“ zu nummerieren. Ein Beispiel:

  1. Leichte Geräusche (z.B. Türknarren oder leichtes Rascheln)
  2. Menschen, die ruhig in der Nähe stehen
  3. Ein einzelner, ruhiger Hund auf Entfernung
  4. Spielende Kinder oder fremde Menschen, die sich deinem Hund nähern
  5. Hektische Bewegungen, laute Geräusche oder belebte Umgebungen (z.B. Stadtverkehr, belebter Park)

Trainingstipp: Mit einfachen Reizen beginnen

Wenn du die Reize nummeriert hast, ist es entscheidend, das Training beim leichtesten Reiz zu beginnen. Dein Hund sollte anfangs in einer möglichst entspannten Umgebung trainieren, wo er nicht überfordert ist. Je einfacher der Reiz für deinen Hund, desto besser kann er sich auf das Training konzentrieren und die gewünschten Verhaltensweisen zeigen. So baust du erfolgreich Vertrauen und Selbstbewusstsein auf.

Langsame Steigerung der Schwierigkeit

Sobald dein Hund den einfachen Reiz souverän meistert und das gewünschte Verhalten zuverlässig zeigt (z.B. ruhig sitzen oder auf ein Signal reagieren), kannst du den Schwierigkeitsgrad schrittweise erhöhen. Füge nach und nach anspruchsvollere Reize hinzu, um deinen Hund langsam an komplexere und herausfordernde Situationen zu gewöhnen. Wichtig dabei ist:

  1. Bleibe geduldig: Wenn dein Hund mit einem neuen Reiz überfordert ist, gehe einen Schritt zurück. Er sollte den Reiz wahrnehmen, aber nicht gestresst oder übererregt sein.
  2. Belohne kontinuierlich: Bei jedem Fortschritt belohne deinen Hund mit einem positiven Verstärker (z.B. Futter, Lob, Spiel). Das gibt ihm Sicherheit und verstärkt das gewünschte Verhalten.
  3. Pausen einplanen: Hunde brauchen regelmäßige Pausen, um das Gelernte zu verarbeiten. Achte darauf, dass dein Hund genug Ruhezeiten bekommt, besonders wenn das Training intensiv ist oder er auf neue Reize stößt.
  4. Bleibe flexibel: Jeder Hund hat sein eigenes Tempo. Einige Hunde brauchen länger, um sich an bestimmte Reize zu gewöhnen, während andere schneller Fortschritte machen. Passe dein Training immer an den Fortschritt deines Hundes an.

Beispiel für schrittweises Training:

Angenommen, dein Hund hat Schwierigkeiten, in der Nähe anderer Hunde ruhig zu bleiben. Hier wäre eine mögliche Trainingsabfolge:

  1. Beginne mit ruhigem Training in einer reizarmen Umgebung, z.B. zu Hause oder im Garten, ohne andere Hunde in der Nähe.
  2. Übe mit einem ruhigen Hund in großer Entfernung, vielleicht 20-30 Meter. Belohne deinen Hund, wenn er ruhig bleibt und auf deine Signale hört.
  3. Verringere die Distanz langsam, indem du den anderen Hund nach und nach näherkommen lässt.
  4. Trainiere mit mehreren Hunden in der Umgebung, die jedoch ruhig sind und nicht mit deinem Hund interagieren.
  5. Übe schliesslich in einer belebteren Umgebung, z.B. im Park, wo mehrere Hunde aktiv sind, aber achte darauf, dass die Distanz ausreichend bleibt, damit dein Hund nicht überfordert wird.

Indem du schwierige Reize erkennst und sie gezielt in dein Training integrierst, kannst du deinen Hund Schritt für Schritt an anspruchsvollere Situationen gewöhnen. Wichtig ist, das Training immer auf dem richtigen Schwierigkeitsgrad zu halten – weder zu leicht, noch zu überfordernd. So kann dein Hund Vertrauen in seine Fähigkeiten aufbauen und auf deine Signale auch in herausfordernden Umgebungen reagieren.

Vanessa Rieder
Bewilligungsnummer: ZH-HAB-0908-251108

Tel: 079 506 60 59
E-Mail: info@vanjara-dogtraining.ch

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